Inneres Kind
Gute Ratschläge wie „Lass doch einfach los“ hören wir oft. Doch so leicht, wie es klingt, ist es meistens nicht. In der Regel scheitert das Loslassen daran, dass uns gar nicht wirklich bewusst ist, was wir eigentlich loslassen sollen.
Wir möchten unangenehme Gefühle, negative Empfindungen oder Traurigkeit einfach nur loswerden – doch oft gelingt es nicht oder die Emotionen kehren immer wieder zurück.
Im Hintergrund laufen unbewusste Prozesse ab, die ein echtes Loslassen verhindern. Denn hinter dem Wunsch, etwas loszuwerden, verbirgt sich eine wichtige Botschaft.
Ängste, ungute Gefühle oder Minderwertigkeitsempfindungen, die wir loslassen möchten, wollen in Wahrheit zuerst verstanden werden.
Anstatt diese Gefühle zu ignorieren oder gegen sie anzukämpfen, geht es darum, sie bewusst anzunehmen.
Erst durch diese Annahme wird es möglich, dass das Gefühl uns loslässt – und nicht umgekehrt.
Sicherheit der Eltern – Herzschlag der Mutter: Die Wurzeln unserer Persönlichkeit
In den ersten Jahren unserer Kindheit werden wir tiefgreifend von unseren Eltern oder anderen wichtigen Bezugspersonen geprägt. In dieser sensiblen Phase wird der Grundstein dafür gelegt, wie wir heute als Erwachsene über uns selbst denken: ob wir uns als Opfer der Umstände erleben oder glauben, dass andere alles besser können als wir.
Ein Kind braucht in seinen ersten Lebensjahren absolute Sicherheit – ganz besonders die Nähe und Verlässlichkeit der Mutter. Bereits während der Schwangerschaft hat es den vertrauten Klang ihres Herzschlags verinnerlicht – ein Symbol für Wärme, Schutz und Geborgenheit.
Kommt das Kind nach der Geburt in Situationen, in denen die Mutter nicht da ist, wird es auf sich aufmerksam machen: Es weint, sucht Nähe, verlangt instinktiv nach dem, was ihm vertraut ist.
Doch statt der Mutter erscheint vielleicht die Großmutter oder eine liebevolle Tagesmutter. So sehr sich diese auch bemühen, das Kind spürt auf einer tiefen Ebene: Es ist nicht seine Mutter oder sein Vater. Die gewohnte Sicherheit bleibt aus – und damit auch das stille, existenzielle Bedürfnis nach beruhigender Nähe.
Solche frühen Erfahrungen prägen uns oft unbewusst – sie beeinflussen, wie wir später Bindungen eingehen, Vertrauen entwickeln und mit Herausforderungen umgehen.
Umso wichtiger ist es, diese Zusammenhänge heute bewusst zu erkennen und dem eigenen inneren Kind mit Mitgefühl und Verständnis zu begegnen.
Wer sich dieser Ursprünge annimmt, legt den Grundstein für eine starke Persönlichkeit, die sich nicht mehr von alten Ängsten oder Unsicherheiten steuern lässt.
Eine Persönlichkeit, die Resilienz entwickelt, aus innerer Kraft schöpft und mutig den eigenen Weg geht – unabhängig, vertrauensvoll und voller Lebensfreude.
Angriff oder Flucht: Kindliche Überlebensstrategien
In bedrohlichen oder belastenden Situationen bleiben uns instinktiv nur drei Möglichkeiten: Angriff, Flucht oder Erstarren.
Für ein Kind bedeutet der „Angriff“ etwa intensiveres oder andauerndes Schreien – doch wenn das nicht zum gewünschten Erfolg führt, bleibt als nächste Strategie die „Flucht“: sich zurückzunehmen und sich innerlich zurückzuziehen.
In diesem Moment entwickelt das Kind ein inneres Schutzprogramm – mit der positiven Absicht, Schmerz zu vermeiden oder zu umgehen.
Es beginnt, sich selbst zurückzunehmen, um weitere Zurückweisungen zu verhindern, sucht jedoch gleichzeitig immer wieder den Kontakt zu den Eltern, um herauszufinden, ob es noch geliebt wird.
Mit zunehmendem Alter zeigt sich dieses Schutzverhalten unterschiedlich: Einige Kinder werden besonders brav und angepasst (Flucht), andere auffällig, aufmüpfig oder herausfordernd (Angriff).
Gerade in den ersten sieben Lebensjahren – aber auch darüber hinaus – speichert das Kind all seine Erfahrungen und die dazugehörigen Gefühle tief im Unterbewusstsein ab.
Da viele unserer emotionalen Verletzungen in dieser frühen Zeit entstehen, nennen wir die heute als Erwachsene immer noch spürbaren Empfindungen unser „inneres Kind“.
Gefühle wurden nicht „Erwachsen“
Als Kind war die Schmerzvermeidung durch das Eingefrieren der Gefühle überlebenswichtig, heute macht das als Erwachsener aber keinen Sinn mehr. Das Kind wurde älter und älter, die Gefühle sind aber noch genau dieselben wie in der Kindheit abgespeichert. Da unsere negativen Erfahrungen und Gefühle im Unterbewusstsein abgespeichert sind, leben wir sie auch heute noch unbewusst jeden Tag aufs Neue. Und zwar solange, bis wir diese Muster und Prozesse erkannt und verändert haben.
Sie müssen also Ihrem Organismus klarmachen, dass die Kindheit vorbei ist, daß die Zeit weiterlief und Sie überlebt haben. Das also die alten Muster aus der Vergangenheit längst überholt sind.
Verantwortung übernehmen
Dies geschieht durch die Arbeit in der Begegnung mit ihrem inneren Kind. Am Anfang steht die Erkenntnis: Ich übernehme die volle Verantwortung für mich und mein Leben!!!